Sind Akupressurmatten geeignet, um rheumatische Schmerzen zu lindern?

Die Matten mit den spitzen Kunststoffnadeln erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und werden als Form der unterstützenden Selbsttherapie bei Beschwerden wie Rückenschmerzen, Verspannungen oder Stress eingesetzt. Laut Hersteller sind Akupressurmatten für alle Arten von Schmerz geeignet – Grund genug, dass wir vom Rheumazentrum Mittelhessen mal einen genaueren Blick darauf werfen. Wir prüfen, ob auch Rheuma-Betroffene von der piksenden Matte profitieren können.

 

Das passiert im Körper

Die meisten Akupressurmatten bestehen aus Schaumstoff mit Stoffbezug, auf dessen Oberseite zahlreiche Plastiknoppen mit tausenden Spitzen verteilt sind. Wer sich mit dem Rücken auf die »Nadelmatte« legt, kann bereits nach wenigen Sekunden Veränderungen im Körper wahrnehmen: Die Haut beginnt durch den leichten Schmerz zu prickeln und erwärmt sich, der Körper reagiert mit der Ausschüttung von schmerzhemmenden Endorphinen – auch als Glückshormone bekannt. Zusätzlich pumpt der Körper Blut zur gepiksten Körperstelle, um diesen Bereich mit mehr Sauerstoff zu versorgen. Dabei aktiviert sich die körpereigene Regeneration und die Muskeln entspannen sich. Das Ganze geschieht innerhalb weniger Minuten und geht für viele auch mit geistiger Entspannung einher. Die Nadeln bewirken also eine positive Wirkung auf den gesamten Organismus.

 

Das sind die gesundheitlichen Vorteile

Die Forschung ist noch etwas dünn, jedoch konnten einige Studien die Wirksamkeit der Matten belegen: Bei regelmäßiger Anwendung können Akupressurmatten gegen Nacken- und Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Verspannungen und sogar gegen Schlafproblemen, Stress und depressiven Verstimmungen helfen. Wir konnten allerdings keine Studie finden, die sich gezielt mit der Anwendung von Akupressurmatten bei Rheuma und rheumatischen Schmerzen auseinandersetzt.

 

Für Rheuma-Betroffene geeignet?

Gelenkschmerzen, Schwellungen und Steifheit gehören zu den klassischen körperlichen Symptomen  von Rheuma, Arthrose & Co. Oft werden diese noch begleitet von Stress und anderen psychischen Problemen, die mit chronischen Erkrankungen einhergehen. Klingt eigentlich nach einem guten Match für die vielversprechende Matte mit den Kunststoffnadeln. Jedoch möchten wir vom Rheumazentrum Mittelhessen unbedingt darauf hinweisen, dass gerade Rheumatiker*innen besonders vorsichtig bei der Verwendung von Akupressurmatten sein sollten. Der Grund hierfür liegt in den Hautveränderungen, die oft als Nebenwirkung von Rheuma-Medikamenten auftreten: Durch die Verdünnung der Haut, eine Veränderung der Unterhautfettgewebes und eine erhöhte Anfälligkeit für Einblutungen kann es bei der Akupressurmatten-Anwendung im schlimmsten Fall zu Hautverletzungen, Blutergüssen oder sogar zu Infektionen und anderen Komplikationen kommen, sodass die piksenden Matten für Rheuma-Betroffene mit empfindlicher Haut unterm Strich mehr Risiken als Vorteile mit sich bringen.

 

Unser Fazit

Während die »Nadelmatten« bei gesunder Haut zu einer erhöhten Durchblutung und einem Entspannungseffekt führen können, besteht bei Rheumatiker*innen mit dünner oder empfindlicher Haut ein erhöhtes Risiko für Hautverletzungen und Blutergüsse. Aufgrund dieser speziellen Bedingungen sollten Rheuma-Betroffene tendenziell lieber auf die Akupressurmatte verzichten und alternative Methoden zur Schmerzlinderung und Entspannung in Betracht ziehen, die weniger Druck auf die Haut ausüben und besser für ihre spezifischen Bedürfnisse geeignet sind – etwa Bewegungstherapie oder auch wärmende Anwendungen wie die Fango-Therapie.

Wer keine Hautprobleme hat und die Anwendung einer Akupressurmatte trotz Rheuma in Betracht zieht, sollte vorher unbedingt Rücksprache mit einem Rheumatologen halten, um sicherzustellen, dass diese Form der Selbsttherapie mit den individuellen gesundheitlichen Bedingungen und der aktuellen Medikation kompatibel ist. Zusätzlich sollten Sie bedenken, dass die piksenden Matten im Falle von Herzproblemen, Epilepsie, Schwangerschaft oder entzündlichen Hautkrankheiten (wie Neurodermitis) ebenfalls nicht geeignet sind.

 

Und für alle, die sich jetzt noch auf die Matte trauen, haben wir noch einen letzten Tipp: Hören Sie bei der Anwendung auf Ihren Körper! Nicht alle sind Fans von dem Gefühl, auf einer »Nadelmatte« zu liegen und empfinden diese eher als unangenehm. Lassen Sie es langsam angehen, um Ihre Haut an den piksenden Reiz zu gewöhnen.