Riesenzellarteriitis verstehen: Häufige Fragen einfach erklärt

Riesenzellarteriitis verstehen: Häufige Fragen einfach erklärt

Die Riesenzellarteriitis (RZA) ist eine entzündliche Gefäßerkrankung, die vor allem ältere Menschen betrifft. Sie kann plötzlich auftreten und zu ernsthaften Komplikationen führen – unbehandelt drohen dauerhafte Schäden wie Erblindung oder sogar ein Schlaganfall. Die Riesenzellarteriitis ist deshalb ein medizinischer Notfall, bei dem schnelle Abklärung und Behandlung entscheidend sind. Hier finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen zur RZA.

 

Was ist eine Riesenzellarteriitis (RZA)?

Die Riesenzellarteriitis ist eine Entzündung der großen und mittelgroßen Arterien, häufig an den Schläfen, im Kopf- und Halsbereich. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Gefäße angreift.

 

Warum ist die Riesenzellarteriitis ein medizinischer Notfall?

Weil die Erkrankung innerhalb kurzer Zeit zu schweren und nicht rückgängig zu machenden Schäden führen kann – insbesondere an den Augen und am Gehirn. Sehstörungen können sich rasch bis zur vollständigen Erblindung entwickeln. Auch das Risiko für einen Schlaganfall ist erhöht, wenn die betroffenen Gefäße nicht rechtzeitig behandelt werden.
Je früher die Diagnose gestellt und die Therapie begonnen wird, desto besser lässt sich das verhindern.

 

Welche Symptome sollte ich ernst nehmen?

Typische Beschwerden sind:

  • neu auftretende, starke Kopfschmerzen (meist an den Schläfen)
  • Druckempfindlichkeit der Kopfhaut
  • Sehstörungen (Doppelbilder, Gesichtsfeldausfälle, Erblinden)
  • Schmerzen beim Kauen
  • allgemeines Krankheitsgefühl mit Fieber, Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust
  • Wichtig: Wenn plötzlich Sehstörungen auftreten, besteht die Gefahr einer bleibenden Erblindung – hier zählt jede Stunde!

 

Wer ist besonders von Riesenzellarteriitis betroffen?

Vor allem Menschen über 50 Jahren – Frauen häufiger als Männer. Oft tritt die Erkrankung gemeinsam mit einer Polymyalgia rheumatica (entzündlicher Muskelrheumatismus) auf.

 

Was sind die Ursachen der Riesenzellarteriitis?

Die genauen Ursachen der RZA sind noch nicht vollständig geklärt. Fachleute vermuten ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren:

  • Fehlsteuerung des Immunsystems: Die Abwehrzellen greifen fälschlicherweise die eigenen Gefäßwände an.
  • Genetische Veranlagung: Bestimmte genetische Merkmale scheinen das Risiko zu erhöhen.
  • Alterungsprozesse: Mit zunehmendem Alter verändern sich die Gefäßstrukturen – das könnte die Entstehung der Erkrankung begünstigen.
  • Infektionen: Auch bestimmte Virusinfektionen werden als möglicher Auslöser diskutiert, ein eindeutiger Zusammenhang ist aber bisher nicht belegt.
  • Wichtig ist: Die Riesenzellarteriitis ist nicht ansteckend und hat nichts mit äußeren Verletzungen oder Fehlverhalten zu tun.

 

Wie wird die Diagnose von Riesenzellarteriitis gestellt?

Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus:

  • Gespräch und körperlicher Untersuchung
  • Blutuntersuchungen (Entzündungswerte wie BSG, CRP)
  • Ultraschalluntersuchung der Schläfenarterien
  • ggf. MRT (Biopsien nur noch in Ausnahmefällen)

 

Wie wird die Riesenzellarteriitis behandelt?

In der Regel beginnt die Behandlung sofort mit entzündungshemmenden Medikamenten – meist Kortison. Die Dosis wird später schrittweise reduziert. Bei Bedarf können zusätzlich sogenannte »Biologika« eingesetzt werden, um die Entzündung gezielt zu bremsen.

 

Ist eine Heilung von Riesenzellarteriitis möglich?

Die Erkrankung lässt sich mit der richtigen Therapie gut kontrollieren. Eine komplette Heilung ist nicht garantiert, aber viele Betroffene können nach einer gewissen Zeit die Medikamente reduzieren oder sogar absetzen – immer in Absprache mit dem Arzt.

 

Können durch die Riesenzellarteriitis bleibende Schäden entstehen?
Unbehandelt kann die RZA zu ernsten Komplikationen führen – etwa zur Erblindung oder zu Durchblutungsstörungen im Gehirn. Bei rechtzeitiger Therapie lassen sich diese Risiken jedoch deutlich verringern. Eine gute Begleitung durch Fachärzt*innen ist entscheidend.

 

Wie lange muss man nach der Diagnose Medikamente einnehmen?
Die Therapie dauert in der Regel viele Monate bis zu mehreren Jahren. Gerade Kortison wird anfangs hoch dosiert, aber im Verlauf langsam reduziert. Wichtig ist, die Medikamente nicht eigenmächtig abzusetzen – sonst kann die Entzündung wieder aufflammen. Die behandelnde Ärztin oder der Arzt legt gemeinsam mit Ihnen den besten Verlauf fest.

 

Was kann ich selbst tun, wenn ich betroffen bin?

  • Bewegung: Leichte Bewegung wie Spaziergänge oder Gymnastik kann helfen, sich besser zu fühlen – bitte aber mit dem Arzt abstimmen.
  • Ernährung: Bei Kortison-Therapie ist es sinnvoll, auf kalziumreiche Ernährung (z. B. Milchprodukte) zu achten, um die Knochengesundheit zu stärken.
  • Geduld & Unterstützung: Die Erkrankung kann belastend sein – holen Sie sich Hilfe, sprechen Sie offen mit Angehörigen oder auch mit anderen Betroffenen.

 

Was bedeutet »Fast Track« beim RZMH?

Da bei der Riesenzellarteriitis schnelles Handeln entscheidend ist, bietet das Rheumazentrum Mittelhessen (RZMH) sogenannte Fast Track-Termine an. Das heißt: Betroffene mit dringendem Verdacht auf eine RZA können besonders schnell untersucht werden.

Wichtig zu wissen: Fast Track-Termine können ausschließlich von behandelnden Ärzten (z. B. Hausärzten oder Augenärzten) direkt beim RZMH angefragt werden. Patient*innen selbst können sich dafür nicht anmelden.

 

Tipp: Wenn Sie den Verdacht haben, an einer Riesenzellarteriitis zu leiden, sprechen Sie bitte umgehend mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt. Diese können alles Weitere in die Wege leiten – auch eine schnelle Vorstellung im Rheumazentrum Mittelhessen.