Alkohol und Rheuma – verträgt sich das?

Zum Abendessen ein Glas Rotwein oder am Wochenende ein, zwei Bier unter Freunden – Alkohol gehört für viele Menschen zum Alltag dazu. Besonders in Deutschland wird noch immer überdurchschnittlich viel Alkohol konsumiert, etwa zehn Liter pro Kopf der Bevölkerung. Damit liegt das Land des Reinheitsgebots im internationalen Vergleich im oberen Zehntel.

 

Grund genug, die Wechselwirkung zwischen Alkohol und rheumatologischen Erkrankungen mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Vorweg ist natürlich zu sagen, dass übermäßiger Alkoholkonsum und »Rauschtrinken« gesundheitliche Schäden mit sich bringen kann und daher unbedingt vermieden werden soll – unabhängig von körperlichen (Vor-)Erkrankungen. Doch wie schaut es aus mit dem ein oder anderen Gläschen Wein oder Bier und wie wirken sich kleinere Mengen bei rheumatischen Beschwerden aus?

 

Rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew und Multiple Sklerose:

Überraschende Studien

 

Gute Nachrichten für die Autoimmunerkrankten: Tatsächlich haben mehrere Studien ergeben, dass Menschen, die ab und zu Alkohol trinken, ein reduziertes Risiko haben, an rheumatoider Arthritis zu erkranken. Und überraschenderweise kann Alkohol laut einer britischen Studie der Universität Sheffield* bei Menschen mit rheumatoider Arthritis auch positive Effekte auf die Entzündungsreaktion im Körper haben. Grund dafür ist vermutlich, dass Alkohol das Immunsystem hemmt: bei Autoimmunerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis, Morbus Bechterew oder Multipler Sklerose, bei denen das Immunsystem fehlfunktioniert und den Körper angreift, kann Alkohol also einen positiven Effekt haben. Aber auch hier gilt: Nur gelegentlich, damit der Alkohol keine anderen körperlichen oder gar psychischen Schäden verursacht.

 

Gicht und Osteoporose: Nicht mal ein Schlückchen?

 

Wer an der Stoffwechselerkrankung Gicht oder an Osteoporose (Knochenschwund) leidet, sollte gänzlich auf Alkohol verzichten. Bei beiden Erkrankungen spielt Säure im Körper eine große Rolle – je mehr Säure, desto stärker ist der Gichtanfall oder der Knochenschwund. Und da Alkohol im Körper zu Säure abgebaut wird, sind die Auswirkungen von Bier, Schnaps & Co. entsprechend negativ und können – im Falle von Gicht – schmerzhafte Beschwerden und Entzündungen hervorrufen. Bei Osteoporose greift Alkohol die Knochenmasse an, hemmt die Knochenaufbauzellen und führt zu einer allgemeinen Verschlechterung des Zustands. Doch tatsächlich bildet ein gelegentliches Glas Wein sowohl bei Gicht als auch bei Osteoporose die Ausnahme, denn Wein enthält weniger Purine als Bier und andere alkoholische Getränke und führt damit zu weniger Säure im Körper.

 

Wie viele Gläser sind denn nun erlaubt?

 

»Ein bisschen« Alkohol ist »ab und zu« oder »nur gelegentlich« erlaubt – wie viel soll das denn sein? Laut der europäischen Gesellschaft für Kardiologie sind 50-100 Gramm Alkohol pro Woche noch im grünen Bereich, das entspricht etwa eineinhalb bis zweieinhalb Liter Bier oder einem halben bis ganzen Liter Wein pro Woche. Wir vom Rheumazentrum Mittelhessen finden jedoch: Je weniger, desto besser. Wie wäre es zum Beispiel auch mal mit einem alkoholfreien Monat wie dem »Dry January« oder dem »Sober October«?

 

Bitte sprechen Sie immer mit Ihrem behandelnden Arzt über das Thema Alkoholkonsum. Besonders bei Schmerzmitteln und anderen Medikamenten kann es zu schädlichen Wechselwirkungen mit Alkohol kommen. Bitte beachten Sie außerdem, dass Alkoholabhängigkeit zu schweren körperlichen und psychischen Schäden führen kann. Nehmen Sie bei Verdacht auf Alkoholsucht bitte unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch!

 

 

*Quelle: https://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Alkohol_gegen_rheumatoide_Arthritis1771015586981.html (Link von Mai 2023).